Hallo ihr lieben fleißigen Leser,
eigentlich wollte ich diesen Beitrag schon vor einer Woche veröffentlichen, aber dann hat mir das Internet im Dorf eine Strich durch die Rechnung gemacht. Deswegen gibts den Blogeintrag erst jetzt. Die letzte Woche am Issyk-Kul lasse ich erstmal außen vor.
In den letzten Wochen ist wieder viel passiert. Wir sind gereist, haben im Sozialdorf gefeiert und mit den Bewohner*innen die Ferien verbracht.
Am 18. Juni feierten wir das 12-jährige Bestehen des Sozialdorfes. Dafür haben wir gemeinsam am Vortag Unmengen an Borsok (frittierte Teigteilchen) gemacht, Kuchen gebacken, viele, viele Luftballons aufgepustet und das Haus dekoriert.
Alle Bewohner*innen sind herumgewuselt. „Wie Roboter haben wir gearbeitet.“ hat eine der Bewohnerin gesagt. Es war eine ganz besondere Stimmung und am Tag des Festes haben sich alle besonders schön gemacht.
Zum Geburtstag des Sozialdorfes waren Förderer und Unterstützer eingeladen. Die Gäste haben eine Führung über das Grundstück bekommen und danach wurde eine Slideshow mit Bildern über die Entwicklung des Sozialdorfes von der Gründung bis heute gezeigt. Kaum zu Glauben wie in relativ kurzer Zeit so viel entstanden ist und die Gebäude durch Hilfe von Spenden und Projektförderungen errichtet werden konnten. Nach der Slideshow gaben die Bewohner*innen eine Aufführung. Gemeinsam mit dem neuen Musiklehrer haben sie Lieder gesungen und getanzt. Zum Mittag wurde gemeinsam an vollen Tafeln geschlemmt.
Für die letzten Wochen bevor Lena fährt, haben wir uns einen Plan aufgestellt, damit wir auch alles Vorgenommene schaffen. Jetzt haben wir es auch endlich geschafft unsere Kräuterschnecke zu beenden. Wir haben zwar Samen ausgesät, aber wegen der Hitze ein bisschen die Hoffnung aufgegeben, dass jetzt noch etwas wächst.

Zur Zeit wird die Homepage des Sozialdorfes neu gestaltet. Lena und ich haben dafür Porträts über einige der Bewohner*innen geschrieben, in denen sie vorgestellt werden. Es war gar nicht mal so einfach eine ganze Persönlichkeit in nur wenigen Sätzen zu beschreiben. Werft doch mal einen Blick auf die Seite.
Seit dem 1. Juli sind im Sozialdorf nun schon Ferien. Die ersten Tage haben Lena und ich uns aus dem Staub gemacht und sind für ein verlängertes Wochenende an den Song Köl gefahren. Ein Gebirgssee, der in der Mitte des Landes auf etwa 3000 m Höhe liegt. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist er nicht zu erreichen. Bis zur Stadt Kochkor ging es mit der Marschrutka, doch für die letzten 2,5h Autofahrt mussten auch Lena und ich uns einen Fahrer nehmen, der uns auf holprigen Straßen zu dem abgelegenen See brachte. Vorbei kamen wir an großen Lehmfelsen und auch die Häuser am Wegesrand waren aus Lehmziegeln gebaut. Auf dem Weg zum See konnten wir eine Yak-Herde bestaunen.
Am See angekommen eröffnete sich uns eine große Weite, der See umgeben von einer blühenden Wiese und nicht weit entfernt die Berge. Auf den Wiesen dort wächst unter anderem auch Edelweiß, welches unter Naturschutz steht.
Drei Nächte haben wir in einer Jurte verbracht und haben die Ruhe genossen. Das Wetter war sehr wechselhaft und es zogen einige Gewitter auf. Am Himmel sah das toll aus und in einer Jurte ist es dann doch schon sehr gemütlich. Die Innenwände der Jurten waren durch Shyrdaks, kirgisische Filzteppiche geschmückt, was noch einmal mehr zur Gemütlichkeit beiträgt. Gefroren haben wir in der Höhe durch die dicken Decken nicht. An einem Vormittag haben wir uns Pferde ausgeliehen und sind am See entlang geritten. Auf den Wiesen um den See weiden überall Pferde und Schafe und auch die Könige der Lüfte sind uns über die Köpfe gekreist.
Das Nordufer des Sees ist durch viele Jurtencamps gesäumt, unter anderem durch den lokalen Anbieter CBT (Kyrgyz Community Based Tourism Association). Wir haben etwas abseits bei einer kleinen Kirgisenfamilie übernachtet. Am ersten Abend gab es frischen Fisch aus dem See und natürlich durfte auch das kirgisische Nationalgetränk Kumys nicht fehlen. Die vergorene Stutenmilch war mir in ihrem Geschmack dann doch zu stark und ich beschloss während meines Kirgistansaufenthalts keinen Kumys mehr zu trinken. Leider hielt mein Vorhaben nicht lange an, da wir gleich am nächsten Abend in unserer neuen Jurtenfamilie Kumys angeboten bekamen und weil Lena betonte wie lecker er doch sei, wurden unsere Gläser immer wieder neu aufgefüllt. Zum Abschied bekamen wir eine Flasche davon mit auf unseren Weg und ich habe mich dann doch darüber gefreut.
Von den ruhigen Tagen am See kehrten Lena und ich frisch erholt ins Sozialdorf zurück. Dort war zu Beginn der Ferien Remont angesagt. Überall wurde geputzt, aufgeräumt und repariert. Jetzt ist alles erledigt und es ist schön während der Ferienzeit auch mit anderen Bewohner*innen mehr Zeit verbringen zu können – Ball zu spielen, zu malen, mit den Hunden zu spielen oder einfach mal zu quatschen.
Außerdem haben wir in den Flur ein bisschen neue Farbe angebracht. Unsere Vor-Vorfreiwilligen haben an die Wand einen Baum gemalt, mit Fotos von allen Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen. Den Baum haben wir mit ein bisschen Farbe aufgefrischt und die Bilder aktualisiert.
Am 5. Juli war muslimischer Feiertag, an diesem wurde das Ende des Ramadans gefeiert. An diesem Tag ist es Brauch Freunde und Bekannte zu Essen und Tee einzuladen. Auch Lena und ich waren mit einigen Bewohner*innen unterwegs und wurden an gedeckte Tische eingeladen. Eine schöne Geste wie wir finden, um mit Freunden zusammen zu sitzen. Am Abend haben wir Pizza gebacken. Es gab also sehr, sehr viel Essen an diesem Tag.
In der letzten Woche waren Lena und ich zum Geburtstag von Dylnaz eingeladen (der 10jährigen Tochter der Hausmutter). Wir haben uns sehr über die Einladung gefreut und konnten so ein Stück der kirgisischen Kultur näher kommen. An das viele Essen werde ich mich wohl nicht gewöhnen.
Die Tage vorm Issyk-Kul hatte ich leider einen Magen-Darm-Infekt, konnte mich aber gut erholen, so dass ich am Dienstag mit neuer Kraft an den Issyk-Kul starten konnte. Schon Tage vorher lagen die Koffer der Bewohner*innen gepackt in ihren Zimmern.
